
An der Bündner Berufsausstellung Fiutscher, die vom 12. bis 16. November 2025 in der Stadthalle Chur stattfindet, werden nicht nur 184 Lehrberufe präsentiert, sondern auch 312 Weiterbildungsmöglichkeiten, darunter Angebote von höheren Berufs- und Fachprüfungen bis hin zu Fachhochschulstudiengängen. Über die Bedeutung der Weiterbildung in der Bündner Arbeitswelt hat Christian Ehrbar (Stv. Amtsleiter Amt für Höhere Bildung) mit BGV-Direktor Maurus Blumenthal in der «Südostschweiz»-Sonderbeilage «Bilden und forschen» gesprochen.
Maurus Blumenthal, was macht die Fiutscher aus und was erwartet die Besucherinnen und Besucher?
Die Bündner Berufsausstellung Fiutscher zeichnet sich als Erlebnismesse der Bündner Berufswelt aus. Sie ist der ideale Ort, um die Vielfalt der Bündner Berufs- und Arbeitswelt praxisnah kennenzulernen. An der Ausstellung präsentieren 102 Aussteller insgesamt 180 Lehrberufe sowie 216 Weiterbildungen, die in Graubünden angeboten werden. Besucht wird die grösste Berufsausstellung der Südostschweiz von Schulklassen nahezu aller Bündner Oberstufen sowie von Eltern mit ihren Kindern. Neu haben wir den Sonntag zum Familientag erklärt – mit einem spannenden Programm und entsprechenden Verpflegungsmöglichkeiten für einen perfekten Familienausflug.
Lohnt sich ein Besuch der Fiutscher auch für Erwachsene?
Wir dürfen uns jeweils auch über den Besuch von vielen Erwachsenen freuen, die einerseits die Vielfalt der Bündner Berufswelt erleben möchten und andererseits sich über die zahlreichen Weiterbildungen erkundigen können. Der Samstag steht im Zeichen der Weiterbildungen. Weiterbildungen sind auch für Schülerinnen und Schüler interessant, damit sie wissen, welche Möglichkeiten ihnen mit einer Berufslehre offenstehen. Bereits bei der Berufswahl in der Oberstufe ist die berufliche Karriere ein Thema.
Warum ist Fiutscher auch für junge Erwachsene interessant, die kurz vor Abschluss ihrer Lehre stehen oder diese vor Kurzem abgeschlossen haben?
Einerseits sind über 1000 Lernende an der Ausstellung selbst beteiligt. Lernende geben an den Ständen Auskunft über die jeweiligen Lehrberufe. Man trifft an der Ausstellung also viele Gleichgesinnte. Daneben ist die Fiutscher für Lernende und junge Erwachsene spannend, da sie sich nach den Weiterbildungsmöglichkeiten erkundigen können. Denn gerade nach der Berufslehre ist die Zeit für Weiterbildungen – sei es die Vorbereitung auf eine höhere Berufs- oder Fachprüfung oder über die Berufsmaturität ein Studium an einer Fachhochschule.
Ist die Fiutscher auch für Personen relevant, die den gymnasialen Weg einschlagen?
An der Fiutscher sind nicht nur klassische Berufslehren anzutreffen, sondern auch Bildungsangebote und Studienrichtungen nach Abschluss der gymnasialen Maturität. Informiert wird beispielsweise auch über Studienrichtungen die zu Berufen wie Lehrerin, Physiotherapeut, Architektin, Forscher, Ärztin oder Anwalt führen. Unser Bildungssystem mit den zahlreichen Weiterbildungswegen ermöglicht, dass man sich laufend weiterbilden kann und somit den beruflichen Anschluss nicht verpasst. So kann eine Person mit Hochschulabschluss später im Leben eine Berufslehre machen, oder jemand mit einer Lehre kann über die eidgenössische Maturität ein Studium an einer Universität beginnen. Auch wenn sich die meisten Personen im angestammten Beruf weiterbilden, ist es von unschätzbarem Wert, dass man sich in der Schweiz beruflich umorientieren kann – wenn man es möchte.
Welche Bedeutung hat Weiterbildung in der heutigen Arbeitswelt?
Heute kann man nicht mehr einen Beruf lernen und dann ohne Weiterbildungen bis zur Pensionierung arbeiten. Lebenslanges Lernen ist angesagt. Mit den technologischen Entwicklungen wie künstlicher Intelligenz dürfte dieser Trend eher zunehmen. Neben den fachlichen Kompetenzen sind auch vermehrt Führungskompetenzen und Selbstkompetenzen gefragt. Neben den klassischen Weiterbildungen mit einem formellen Abschluss nehmen berufsorientierte Weiterbildungen wieder zu. Aktuell gibt es viele Kurse und Seminare zum Thema künstliche Intelligenz. Auch die Themen Wissensmanagement und das Lernen im Betrieb – sozusagen on the job – bekommen aufgrund der neuen technischen Möglichkeiten eine neue Bedeutung.