In der Werkstatt riecht es nach frischem Fichtenholz, Maschinen summen, Späne fliegen durch die Luft. Zwischen Werkbänken und Sägen steht ein Lernender konzentriert am Hobel. «Am Ende des Tages sieht man, was man geschaffen hat. Diese Freude am sichtbaren Resultat wollen wir unseren Jugendlichen mit geben», sagt Firmenbesitzer Stefan Cahenzli. Die Cahenzli AG Holz ist ein Familienbetrieb mit Sitz in Trin. Ihre Schwerpunkte liegen im klassischen Holzbau, in der Zimmerei, Schreinerei und im Innenausbau. «Qualität, Nachhaltigkeit und die Verbindung von Tradition und Innovation sind uns besonders wichtig», erklärt Cahenzli. Dass die Ausbildung seit Jahrzehnten fest zur Firmenkultur gehört, hat gute Gründe. «Wir möchten Jugendlichen eine berufliche Perspektive geben und ihnen zeigen, wie erfüllend die Arbeit mit Holz ist. Gleichzeitig sichern wir damit den Nachwuchs für unseren Betrieb und unsere Branche.» Bei Cahenzli Holzbau können Jugendliche die Berufe Schreiner/in EFZ/EBA sowie Zimmerin oder Zimmerer EFZ/EBA erlernen.
Motivation wichtiger als Noten
«Holz ist lebendig und unglaublich vielseitig. Aus einem Rohbrett entsteht ein Möbelstück, ein Dachstuhl oder eine ganze Fassade. Dieses Ergebnis macht unseren Beruf so einzigartig.» Begeisterung für das Material soll von Beginn an überspringen. Bei der Auswahl neuer Lernender legt der Betrieb grossen Wert auf Motivation. «Noten sind wichtig, aber nicht entscheidend. Viel wichtiger sind Freude an der Teamarbeit, Neugier und eine positive Einstellung.» Wer das mitbringt, kann früh Verantwortung übernehmen. Bereits im ersten Lehrjahr fertigen die Jugendlichen eigene Werkstücke oder übernehmen kleinere Konstruktionen auf der Baustelle. Schritt für Schritt wachsen Aufgaben und Selbstständigkeit.
Der Alltag bei der Cahenzli AG Holzist klar strukturiert. Im Sommer beginnt die Arbeit um 7 Uhr, im Winter eine halbe Stunde später. Danach geht es in die Werkstatt oder auf die Baustelle. Die Mittagspause ver bringt man gemeinsam im Aufenthaltsraum, gearbeitet wird bis 17 Uhr. Dominik Hardegger für die Zimmerei und Sandro Cahenzli für die Schreinerei begleiten als Berufsbildner die Jugendlichen eng und stellen sicher, dass sie sowohl fachlich als auch persönlich gefördert werden.
Mischung stärkt Teamgeist
Die Zusammenarbeit zwischen Generationen wird als wertvoll erlebt. «Die jungen Leute bringen frische Ideen, die erfahrenen Handwerker geben ihre Erfahrung weiter. Diese Mischung sorgt für Innovation und stärkt den Teamgeist.» Der Erfolg lässt sich messen: In den letzten 80 Jahren haben alle Lernenden die Abschlussprüfung bestanden. Viele von ihnen sind heute Projektleiter, Abteilungsleiter oder Vorarbeiter im Unternehmen. «Das macht uns stolz und zeigt, dass unsere Ausbildung ein solides Fundament für die Zukunft ist.» Herausforderungen gehören dennoch zum Alltag. Manchmal ist es der Balanceakt zwischen Arbeit, Schule und Freizeit. «Wir versuchen, Freiräume zu geben, besonders wenn sie sich im Sport oder in Vereinen engagieren.» Bei schulischen Schwierigkeiten bietet der Betrieb Stützunterricht an. «Und wenn jemand persönliche Probleme hat, sind unsere Türen immer offen.»
Auch die Digitalisierung verändert das Berufsbild. CNC Maschinen, digitale Planungs Tools und neue Bau weisen sind längst Teil des Alltags. «Wichtig ist, keine Angst vor Veränderungen zu haben. Wer offen bleibt und das traditionelle Handwerk schätzt, ist im Holzbau bestens auf gehoben.» Von Schulen, Verbänden und Politik wünscht sich Cahenzli Holzbau mehr Unterstützung für Lehrbetriebe. «Betriebe, die ausbilden, sollten bei öffentlichen Aufträ gen stärker berücksichtigt werden. Nur wenn Ausbildung honoriert wird, bleiben genügend Firmen bereit, Lehrstellen anzubieten.» Für die Zukunft hat das Unternehmen klare Pläne: Jedes Jahr sollen je ein Schreiner und ein Zimmerer Lehrling aufgenommen werden. So sind laufend rund acht Jugendliche in Ausbildung. «Eine Lehre im Holzbau ist ein hervorragendes Fundament. Dank dem Weiterbildungssystem in Graubünden stehen alle Türen bis hin zum Meistertitel oder einem Studi um an der Fachhochschule offen.»