Alex Frei, Sie zählen zu den erfolgreichsten Fussballspielern der Schweiz. Werden auch Ihre Kinder Fussballprofis?
Nein. Mein Sohn hat zwar grosse Freude daran, Fussball zu spielen. Aber beruflich ist er wohl eher der kreative Typ.
Inwiefern ist die Berufswahl bei Ihren Kindern bereits ein Thema?
Aktuell ist dieses Thema bei ihm noch nicht so wichtig, da er erst neun Jahre alt ist. Bei meiner 11-jährigen Tochter hingegen schon. Sie kommt im Sommer in die Sekundarschule und die Berufswahl rückt damit langsam näher. Im Vorfeld des Zukunftstages hatten wir mit ihr darüber gesprochen, was sie spannend findet. Sie zeigt viel Interesse an Blumen. Und auch die Kita findet sie einen interessanten Arbeitsort. Grundsätzlich lassen wir sie aber frei entscheiden, welchen Beruf sie einmal lernen möchte.
Wie unterstützen Sie Ihre Kinder dabei, den richtigen Beruf zu finden?
Meine Frau und ich geben unseren Kindern eine Hilfestellung und versuchen, nicht belehrend zu sein. Wir sprechen mit ihnen über die Berufswahl und sind für sie da, wenn sie Unterstützung benötigen. Grundsätzlich sind unsere Kinder vielen Berufen automatisch ausgesetzt, da die Menschen in unserem direkten Umfeld sehr unterschiedliche Berufe haben. Kommt jemand zu Besuch, ist dessen Beruf oft ein Gesprächsthema. Unsere Kinder erhalten so einen Ersteindruck. Zudem waren wir mit unserer Tochter an der Berufsschau, um ihr die Vielfalt an Berufen und Ausbildungswegen aufzuzeigen.
Ist das Gymnasium kein Thema?
Ob sie eine Berufslehre absolviert oder ins Gymnasium geht, überlasse ich ihr. Ich persönlich finde eine Lehre etwas sehr Hilfreiches. Und heute kann man damit auch alles erreichen. So ist es möglich, nach einer abgeschlossenen Berufslehre noch eine weiterführende Ausbildung zu machen oder ein Studium zu absolvieren. Früher war das anders. Bei meiner Generation war es oft noch so, dass man eine Lehre machte und dann 40 Jahre lang auf diesem Beruf arbeitete. Ein grosser Vorteil des heutigen Bildungssystems ist, dass man nach einer Berufslehre alle Türen offen hat. Und gefällt einem der Beruf dann doch nicht, kann man auch eine zweite Lehre absolvieren. Ich würde mir wünschen, dass meine Kinder sich für einen Beruf entscheiden, der ihren Fähigkeiten und Interessen entspricht. Am Ende ist es aber ihre eigene Entscheidung.
Als Profisportler hatten Sie einen aussergewöhnlichen Werdegang. Ab wann war klar, dass Sie eine Karriere als Fussballspieler machen werden?
Mein beruflicher Werdegang war nicht von Anfang an auf Sport fokussiert. Zunächst habe ich eine KV-Lehre in einem Treuhandbüro absolviert. Ich hatte aber das Glück, dass mein Lehrbetrieb sehr offen war für meinen Traum, Profisportler zu werden. Sie hätten mir sogar ermöglicht, noch während der Lehre Profiluft zu schnuppern. Meine Eltern haben mir das aber verboten und gesagt, dass ich zuerst die Lehre abschliessen muss, bevor ich auf die Fussballkarriere setze. Als Jugendlicher habe ich das noch nicht verstanden. Im Nachhinein bin ich meinen Eltern aber sehr dankbar. Es ist eine sehr gute Grundlage, eine abgeschlossene Lehre vorweisen zu können.
Inwiefern hat Sie Ihr Lehrbetrieb bei Ihrer Fussball-Karriere unterstützt?
Im letzten Lehrjahr haben sie mir ermöglicht, zu arbeiten und zu trainieren, wann ich wollte. Ich musste lediglich die Abschlussprüfungen bestehen. Zudem musste ich jeweils bis zum Ende der Woche die Buchhaltung einer grossen Firma erledigen, was ich stets getan habe. Und das ist auch ein Vorteil einer Berufslehre: Es werden Werte wie Zuverlässigkeit und Pflichtbewusstsein vermittelt.